Bergmonografie

Churfirsten

Über die sieben Berge. Bergmonografie AS-Verlag, Zürich 2006

Texte von Franz Bossart, Rea Brändle, Peter Diener, Paul Etter, Urs Geyer, Jürg Hoby, Hans Mohr, Stefan Paradowski, Peter Roth, Chlausdieter Schott, Christian Steiner, Thomas Wälti, Peter Weber, Emil Zopfi

Fotos von Thomas Wälti, Robert Bösch, Christof Sonderegger u.a.

Sieben Berge mit zwei Gesichtern und grosser Geschichte – das sind die Churfirsten. Grenzkamm zwischen Toggenburg und Sarganserland, eine alte geopolitische Grenze. Das Buch schafft Verbindungen zwischen Nord und Süd, zwischen den langgezogenen Bergrücken, den Firsten, die das Massiv dem Toggenburg zuwendet, und den schroffen Südwänden, in denen Klettergeschichte geschrieben wurde – und noch immer wird.

Zwei Welten kommen da zusammen, die meist getrennt wahrgenommen werden. «Welches ist die Vorderseite der Churfirsten?» Die Frage wird beidseits der sieben Berge auch heute noch heiss diskutiert. Eine Antwort kann das Buch nicht geben, die Identifikation der Ansässigen mit «ihren» sieben Bergen ist auf beiden Seiten bemerkenswert hoch. In der Tourismuswerbung, in Logos, im Sport, in den Namen von Restaurants, Altersheimen, Garagen und Schnapsbrennereien tauchen die Churfirsten auf.

Es gibt aber andere Fragen, auf die das Buch Antworten gibt: Sind es wirklich sieben Berge? Woher kommt der Name? Hat der Chäserrugg etwas mit dem feinen Alpkäse zu tun, der hier produziert wird? Wurde auf dem Schlachtboden wirklich einmal eine Schlacht geschlagen? Gibts tatsächlich einen unterirdischen Fluss unter den Bergen? Waren die sagenhaften «Donnerlöcher» im Karstgebiet einst Raketensilos von Ausserirdischen? Haben Extremkletterer wirklich einmal mit Stahlseilgeräten Steinböcke aus steilen Felswänden gerettet? Die alpinistische Erschliessung des Massivs mit ihren Triumphen und Tragödien bildet einen wesentlichen Teil des Buches.

Und dann gibts auch noch die Geschichte des Findlings «Seluner», benannt nach dem ersten (oder letzten) Churfirst, dem Selun. Es gibt Klang- und Sagen- und Wanderwege und Seilbahnen. Es gibt seltene Tiere und Pflanzen, die auf den Churfirsten die Eiszeiten überlebten. Es gibt Kletterfreaks, die alle sieben Gipfel an einem Tag überklettern, immer dem scharfen Grat entlang, zweitausend Meter hoch über dem Walensee.

Es gibt Bergläufer, die alle an einem Tag besteigen oder gar umrunden, es gibt Skipisten neben stillen steilen Skitouren und Gleitschirmflieger, die über den Gipfeln kreisen wie die Drachen in den uralten Geschichten. Und manchmal beginnen die sieben Berge zu klingen, man kann den Gesang der Schellen hören, den Ruf der Goldschrecke, das Echo von Kirchglocken in den einsamen Tälern. Ein Schriftsteller nannte die Churfirsten eine «Kalksinfonie».